Sebastian Schäffer (Foto) ist von Geburt durch eine an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit (nahezu) gehörlos und damit gewohnt, seinem Gegenüber von den Lippen abzulesen. Für die Referenten in der Ausbildung des Westfälischen Tennis-Verbandes ist der Umgang mit einem gehörlosen Menschen im Rahmen der Trainerausbildung dagegen Neuland: „Als Referent muss ich mich umgewöhnen. Es ist eine Herausforderung, einen hörgeschädigten Menschen zum Trainer auszubilden. Wenn alle an einem Strang ziehen, funktioniert das aber. Auch die anderen Teilnehmer tragen erheblich dazu bei“, sagt Klaus Roßdeutscher, Referent Lehrwesen.

Im Februar hat der 30-Jährige Sebastian Schäffer das Basismodul, die erste Stufe der Trainerausbildung, erfolgreich absolviert – auch dank der Unterstützung seiner Mitstreiter, die ihm stets geholfen und auch die Referenten immer wieder darauf hingewiesen haben, sich zu Sebastian zu drehen, damit er auch tatsächlich von den Lippen lesen kann. „Es hat alles gut geklappt“, ist Sebastians Fazit, der sich mit dem Trainerschein einer neuen Herausforderung stellen und etwas Neues ausprobieren wollte. Besonders der praktische Ansatz mit vielen Erklärungen hat ihm gefallen. Künftig will er sich mit dem Tennistraining zunächst einmal etwas Geld dazu verdienen, kann sich aber auch vorstellen, später mehr zu machen und sich damit besonders im Bereich des Gehörlosensports zu engagieren: „Vielleicht werde ich später dann auch einmal gehörlose Kinder trainieren und meine Erfahrung an sie weitergeben.“ Zunächst will der Spieler des TC Hiddenhausen aber selbst noch aktiv spielen, bevor er die Trainerlaufbahn weiterverfolgt. Selbst spielen heißt konkret, dass er im April mit der Gehörlosen-Nationalmannschaft für eine Woche im Trainingslager auf Mallorca weilt und danach einen fünftägigen Lehrgang in Koblenz zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft in Slowenien der Gehörlosen macht.

Um die Voraussetzungen für eine Karriere nach der Karriere zu schaffen, will er als nächsten Schritt seinen C-Trainer-Schein im Oktober machen und hofft dann auch wie im Basismodul, auf eine „nette Truppe“ zu treffen, die ihn ein wenig unterstützt.

Quelle: www.wtv.de Stand: 08.03.15